Das
Römerkastell Grinario in Köngen war eine der größten
römischen Anlagen im Südwesten Deutschlands. (Außenansicht)
In
ca. einem Kilometer Sichtweite befindet sich das Römerbad
in Wendlingen am Neckar.
Das
Römerkastell Grinario in Köngen. (Innenhofansicht)
Das gesamte Römerkastellgelände
als Modellrekonstruktion.
Dieses Modell der gesamten
römischen Anlage und mehrere römische Skulpturen kann man
jederzeit zugänglich auf dem
Römerparkgelände in Köngen besichtigen.
Danke
für Ihr Interesse!
Auf weiteren Spuren der Römer
Berichte von
Jochen Weber,
Architekt im Ruhestand und
Karl Oesterle
Internetbearbeitung: Wolfgang Graf
Römische
Bebauung bei Owen/Teck
Dank
der Aufmerksamkeit des Försters Karl
Sablowski erhielt Karl Oesterle den
Hinweis auf eine möglicherweise
historisch interessante Stelle auf
der Gemarkung Dettingen / Teck.
Am
18.05.2006
nahm Karl Oesterle ein
Winkelrutenaufmaß vor.
Der
Befund:
Kleiner
Tempel
bei
Owen/Teck
Eine
rechteckige Struktur mit den
Ausmaßen von ca. 5,10 m auf 7,20 m.
Auffallend ist die unterschiedliche
Breite der Sockelreste oder
Fundamente, die auf den beiden
Langseiten mit ca. 50 cm und auf den
beiden Schmalseiten mit ca. 60 cm
auf der Westseite und mit ca. 1,20 m
im Osten dimensioniert sind. (siehe
Plan unten)
Da
sich die Lage der Struktur südlich
des Lautertal - Limes (Sibyllenspur), im damaligen römischen
Besatzungsgebiet befindet, schlagen
K. Oesterle und J. Weber - angeregt
von den bahn brechenden
Forschungsergebnissen des
Kirchheimer Architekten Eugen
Schweitzer über die tatsächliche
Bedeutung der Sibyllenspur folgende
Darstellung vor:
Die
Struktur trug ein kleines Gebäude,
dessen Ostseite mit Säulen betont
war. Voll- oder Halbsäulen könnten
beispielsweise einen Kleintempel
kennzeichnen - oder ein Grabmal bzw.
eine Gedenkstätte in Tempelform. (siehe Zeichnung)
Die
Nutzung dieses Standorts ist für
Kultbauten besonders geeignet, weil
sich dort ein starkes Kraftfeld mit
insgesamt 3600 Reizeinheiten (RE)
nachweisen lässt.
Die
Baustruktur wurde einst exakt auf
das Hartmann-Gitter ausgerichtet.
Das dazu diagonal laufende
Curry-Gitter hat einen
Kreuzungspunkt im Innern der
Struktur. Beide Systeme ergeben
zusammen 1400 RE. Weitere 2200 RE
komme über das darunter befindliche
Wasser zur Wirkung, so dass also mit
insgesamt 3600 RE eine hohe
Energiedichte diesen Standpunkt
markiert.
Bekanntlich
war bei der Platzwahl für Kultbauten
eine derartige Besonderheit von
ausschlaggebender Bedeutung.
Detaillierte
Untersuchungen durch Fachbehörden
können künftig diese Deutung
bestätigen oder widerlegen.
Karl
Oesterle, Jochen Weber -
Architekt im
Ruhestand
23.05.2006
R - Aufmass
18.05.2006 Owen/Teck - Karl
Oesterle
Sichtbezug
zur Burg Teck
Zeichnung
unten
-
Gedenkstätte
in
Tempelform
Auf den Spuren
der Römer
Winkelrutenbegehungen
am Fuße
der Bassgeige
Wünschelrutengänger
werden von unkundigen Zeitgenossen
bestenfalls mit einem nachsichtigen Lächeln
bedacht. Von den üblichen Vorurteilen
unbeirrt, hat das Ehepaar Karl und Anneliese
Oesterle im Sommer und Herbst 2006 im Raum
Dettingen-Owen römische Baustrukturen mit
der Winkelrutenmethode aufgespürt. Die
Behörden vom Denkmalschutz sind seit Oktober
2006 informiert.
Jochen
Weber aus Kirchheim, als ehemaliger
Architekt mit Planung und Bau vertraut, war
Karl und Anneliese Oesterle bei der
Erfassung, Deutung und Darstellung der
baulichen Anlagen behilflich. Ausgangspunkt
der Nachforschungen war die Villa Rustica,
also jener Gutshof am Fuße der Bassgeige,
der bereits in den Jahren 1931 und 1956 bei
Grabungsarbeiten angeschnitten wurde. Die
Fußbodenheizung dieses Gebäudes ist im
Kirchheimer Heimatmuseum ausgestellt. Bei
den Begehungen konnte das erstaunliche
Ausmaß des Hauptgebäudes erfasst werden.
Lageplan
Bei
genauer Betrachtung der benachbarten
Geländeformen, die offensichtlich von
Menschenhand gestaltet sind, zeigte es sich,
abgesichert durch entsprechende
Winkelrutenbegehungen, dass dort im Vorfeld
der Bassgeige eine Gruppe von Bauten,
vermutlich weitere Gutshöfe mit ihren
Nebengebäuden, sowie andere bauliche
Nutzungen auf diesem Nordhang angesiedelt
sind. Dieser günstige Standort mit
Sichtbeziehungen nach Oberensingen
(Römischer Gutshof), Beuren, Kirchheim,
Dettingen, Sattelbogen und Teck, sowie den
Verkehrsanbindungen nach Westen, die
abkürzende Querverbindung über das
Tiefenbachtal nach Nordwesten zum Neckar,
die Nord-Süd-Verbindung über das Lautertal,
dürfte die erste Wahl für eine größere
Ansiedlung landwirtschaftlicher und
handwerklicher Betriebe gewesen sein.
Bekanntlich hatten solche Gutshöfe sowohl
die militärischen Anlagen als auch die
Zivilsiedlungen der römischen
Besatzungsmacht zu versorgen.
Gutshof
A
Die
Bebauungsdichte an diesem Standort lässt die
Vermutung zu, dass sich unten im Lautertal,
zwischen Dettingen und Owen, eine größere
römische Ansiedlung befand. Schon im Jahr
1985 hatte der Kirchheimer Architekt Eugen
Schweitzer diese Auffassung vertreten und
zusammen mit Günther Frey sein Denkmodell
einer Römerstadt bildlich dargestellt. Karl
und Anneliese Oesterle konnten bereits bei
Probebegehungen entsprechende bauliche
Anzeichen im Umfeld des Lautertal-Limes
erkennen. Unterhalb der Bassgeige erbrachten
die Erkundungsgänge entlang der Waldgrenze
die Standorte weiterer Bauten. So zeigte
sich bald, dass in Anbetracht dieser
überraschend großen Ausdehnung römischer
Besiedlung das Untersuchungsgebiet auf das
Areal und die direkte Nachbarschaft des
schon bekannten Gutshofes eingeschränkt
werden mussten. Die Ergebnisse liegen als
Kartierung und Rekonstruktionsvorschläge für
einige der Bauten vor. Die unterschiedlichen
Gebäudeformen im untersuchten
Geländeausschnitt lassen vermuten, dass
neben den landwirtschaftlichen
Betriebsgebäuden wie Ställe, Scheunen,
Remisen, Speicher etc. auch Bauten des
unterstützenden Handwerks wie Schreiner,
Schmiede, Zimmerleute etc. dann auch
Töpfereien, Kalkbrennereien,
Metallgießereien etc. angesiedelt waren, die
neben den Gutshöfen auch den Bedarf der
Zivilsiedlungen gedeckt haben. Baukörper mit
betonten Eingangsbereichen in Form von
Rücksprüngen in den Fassaden, können als
Haupt- und Wohngebäude gedeutet werden, da
Außentreppen in die Einbuchtungen führen,
die zusammen mit der Fassadengestaltung,
bestehend aus Eckrisaliten und kleinen
Säulengängen eine repräsentative Funktion
hatten.
Gutshof
B
In
Folge der meist konsequent durchgeführten
römischen Standardplanung können z. T.
Verkehrsachsen vermutet und dann öfters mit
dem Winkelruten-Verfahren bestätigt werden.
Dies gilt auch für die Zufahrten in den
Umfassungsmauern, die teilweise auf wichtige
Eingangsbereiche der Wohn- und
Betriebsgebäude exakt ausgerichtet sind.
Auffallend ist auch die Übereinstimmung der
römischen Fahrstraßen mit dem heutigen
Feldwegsystem. Oberflächenfunde wie Ziegel-
und Küchenkeramik, bestätigen indirekt die
Zuverlässigkeit des Winkelrutenverfahrens.
Als Bio-Sensoren sind Winkelrutengänger
befähigt, bauliche Strukturen ziemliche
genau zu erkennen, ohne das Gelände
beschädigen zu müssen.
Gutshof
B
-
mögliche Bauabschnitte
Gutshof
B
Photo
links: Gutshof B
Photo
rechts: Zum Vergleich Gutshof A
Anhand
solcher Erfassungen können später einmal
Fachbehörden kostengünstig weiterforschen,
wobei teure Baggerstunden für Suchgräben
entfallen. Die Winkelruten-Methode findet
bisher in der Archäologie noch keine
systematische Anwendung. Fachleute reagieren
erfahrungsgemäß mit größter Skepsis. Karl
Oesterle überrascht das nicht. Auf Zweifler
reagiert er kurz und bündig souverän: "Grabt
nur, ihr werdet schon sehen".
3. Juni
2007
Die
Einzelvermessung der Gebäude, so wie bei den
Gutshöfen A und B (siehe Kenntnisgabe an
RP-S vom 18.10.2006), wäre zwar auch wieder
möglich gewesen, hätte aber bei einem
unverhältnismäßig hohen Zeitaufwand wenig
zusätzlichen Aussagewert erbracht. Hier ist
die Grabung letztendlich entscheidend. Wir
haben uns daher auf den vereinfachten
Standortnachweis beschränkt, damit die
Ausdehnung der Besiedlung erkennbar wird.
Es
zeigt sich im Osten eine Ballung im Bereich
unterhalb des "Brucker Felsen", auf den
Hangflächen mit geringem Gefälle, nördlich
am Fuß der "Baßgeige", und eine Ausdünnung
nach Westen zum Beurener Fels. Mit dem Punkt
- Symbol wird nur der Standort der Gebäude
gezeigt. Die Gebäude selbst, sind von
unterschiedlicher Größe und Nutzung. Ihre
genaue Erfassung wären Gegenstand einer
künftigen Oberflächensondierung mit
Vermessung und Grabung.
Die
Ansiedlung legt die Vermutung nahe, dass sie
verkehrsmäßig einerseits aus das Lautertal,
vor allem aber auf das
Tiefenbachtal
ausgerichtet war. Eine kurze Anbindung an
die Verkehrswege zu Lande und zu Wasser (
Neckar ), von den römischen Niederlassungen
in Rottenburg bis zu jenen in Bad Cannstatt,
war über das Tiefenbachtal möglich. Das
Kastell Grinario mit seiner Siedlung bei
Köngen lag in der Nähe. Das Tiefenbachtal
bot sich als Fracht- und Schwerlastverkehr
an.
Die
Erkenntnis, dass sich am Fuße der - Baßgeige
- eine derartige Massierung an Besiedlung
befindet, unterstützt die alten Vermutungen
über eine römische Besiedlung des Lautertals
zwischen Dettingen und Brucken, während der
knapp 200-jährigen römischen Besatzungszeit.
Unterhalb
der Steige nach Erkenbrechtsweiler und
nordwestlich vom Tobelweiher befindet sich
ein rechteckiges Gebäude nahe an einem
Tümpel, der über einen offenen Abwasserkanal
von der Steige gespeist wird und dessen
Grund durch den darunter befindlichen
Vulkanrest wasserdicht ist. Aus welcher Zeit
dieses Gebäude stammt, konnte nicht
festgestellt werden.
Durch
diesen Besiedlungsnachweis kann später
einmal gezielt und kostengünstig, unter
Einsparung von vermeidbaren Steuergeldern,
ohne aufwändige Suchgräben und Baggerstunden
(Euro 80,- pro Stunde in der Region
Stuttgart anno 2007), dieses Gelände
untersucht werden.
Die
Tatsache, dass es Begabungen gibt, die von
der Oberfläche aus unsichtbare geologische
und bauliche Gegebenheiten im Untergrund
erfassen können, will die Wissenschaft
derzeit noch nicht wahrhaben, aber auch die
Wissenschaft hat, wie schon so oft in ihrer
Geschichte, ein Recht auf Irrtum.
Oesterle,
Weber
05 / 2007
Bitte
beachten
Sie
auch die schwarzen
Punkte
am linken
Bildrand
Die
Besiedlungsdichte am Fuße der
Baßgeige zwischen Beuren und
Owen mit sowohl
landwirtschaftlicher als auch
vermutlich handwerklicher
Bebauung, lässt den Schluss zu,
dass nach den gängigen
Wirtschaftlichkeitskriterien für
römischen Frachtverkehr, das
Tiefenbachtal als kürzeste
Verbindung zur Wasserstraße
Neckar genutzt wurde.
Schwerlastverkehr
mit Ochsenkarren (Ladung bis zu 1,5
Tonnen) konnte über das Tiefenbachtal
das in rentabler Entfernung verlaufende
Neckartal erreichen, um die Fracht auf
dem Wasser weiter zu transportieren.
Der
um das 8-fache günstigere Wasserweg ließ
auch Handelsziele wie Rottenburg,
Cannstatt etc. zu.
Dadurch
ergab sich eine günstige
Verkehrsanbindung zwischen Abnehmern und
Versorgern. Das Tiefenbachtal dürfte
sowohl zivil als auch militärisch
genutzt worden sein.
Oesterle,
Weber
10 / 2007
Teilnahme
am Landespreis
für Heimatforschung
2008
Herr
Weber und ich haben die Ergebnisse der
Sondierungen am Fuße der Bassgeige beim
Regierungspräsidium Freiburg eingereicht -
mit dem vorrangigen Ziel, diese Befunde
einem größeren Fachpublikum vorzustellen.
Erfreulich war die Haltung der Jury, die
diese Ergebnisse einer
Winkelruten-Sondierung nicht wie üblich,
pauschal als Hokuspokus abqualifiziert hat.
Unsere Arbeit über diese römische Ansiedlung
kam in die Endauswahl. Damit war unser Ziel
erreicht.
Die
Jury zeigte keine Voreingenommenheit, wie
sie uns ansonsten bisher bei Zeitung und
Fernsehen begegnet ist. Nach unserer
Erfahrung ist es eine Zeitverschwendung,
sich mit den doch relativ oberflächlichen
Massenmedien zu befassen. Dass befähigte
Rutengänger die Heimatforschung voranbringen
können, hat 1972 Gerd Schollian, der
ehemalige Bürgermeister von Stein bewiesen,
da man dessen Oberflächen-Sondierungen ein
beeindruckendes Baudenkmal verdankt -
nämlich den römischen Gutshof in Hechingen -
Stein.
Empfehlenswert
Der
Besuch dieser Villa Rustica im
Freilichtmuseum, nicht nur an den Römertagen
im Sommer, ferner auch das Buch von Gerd
Schollian über das "Leben im römischen
Gutshof Hechingen - Stein", die
Entstehungsgeschichte.
Verfasser
dieses
Berichts:
Jochen
Weber
73230 Kirchheim/Teck
Aichelbergstraße
38
Kraftfeldortung:
Karl
Oesterle
Danke für Ihr
Interesse!
24. Dezember
2008
Römischer
Limes
-
Alb
Lauter
Hier
folgt ein "Link"
ins
Internet.
Titel des
Films:
Der
römische Limes
in Deutschland.
Sehr
guter und interessanter
Dokumentationsfilm über den römischen
Limesverlauf.
Von 2006
bis 2008 wurde dieser Limes-Abschnitt
mittels Winkelruten-Sondierung erfasst. Der
Limes verläuft, aufgenommen beim
Sattelbogen, um das Hörnle, durchquert mit
der Sibyllen-Spur schräg das Lautertal,
läuft über das Käppele, Lichtenberg und nach
der Querung der Autobahn A 8 über den
Galgenberg, danach auf dem Milcherberg nach
Westen. Eine Vielzahl rechteckiger und
nahezu quadratischer Grundrisse, die sich
als Wacht- bzw. Signaltürme deuten lassen,
fällt auf.
Die
Ergebnisse der zeitaufwendigen Begehungen
sind auf Karten des Maßstabs 1 : 2500
dargestellt und zur besseren Übersicht in
einen größeren Maßstab übertragen worden.
(Grundlage Topographische Karte 1 : 25000.
Copyright Landesvermessungsamt Baden -
Württemberg vom 03.12.2008 Az.
2851.2-D/6222)
Das
hier erfasste Teilstück dürfte zum Alb -
Lauter - Neckar - Limes gehören, der
ausgehend vom 50 x 50 Meter Kleinkastell bei
Donnstetten ( Clarenna? ) möglicherweise
über die Albhochfläche zum Sattelbogen
führt, nach der Umrundung des Hörnle, beim
ca. 50 x 50 Meter Kleinkastell an der
"Sibyllenspur" ankommt, um dann westlich der
Lauter auf der Höhe, dem Fluß folgend, nach
Westen abzubiegen, damit der Anschluss an
den Neckar- Limes nahe beim 150x160 Meter
Kastell Grinario ( Köngen ), möglich wird.
Der
Grund für den auffallend schrägen Verlauf
der "Sibyllenspur" dürfte
höchstwahrscheinlich im römischen
Vermessungssystem zu finden sein - wie schon
früher von Eugen Schweitzer entsprechend
argumentiert. Anscheinend war diese
Bezugslinie, die bis zum Kastell Grinario
(Köngen) verlängert werden kann, so wichtig,
dass die militärischen Geometer eine
Kombination aus weithin sichtbarer
Großraum-Vermessungslinie und einem
abriegelnden Wehrbau mit Gräben und
Palisaden ausgeführt haben. Einer
Untersuchung von Markus Ochs aus Dettingen
zufolge, führt diese Linie als Großraum -
Diagonale zu wichtigen Fernstraßen-Punkten,
d. h. im Nordwesten zum Kastell Rufiniana
beim heutigen Rheingönheim und im Südosten
zum Pass bei Reutte in Tirol.
Grossraumdiagonale
- Sybillen-Spur
Pass
Reutte bis Kastell Rufiniana -
Rheingönheim
Untersuchung
Markus
Ochs, Raidwangen
2008
Diese
schräge Ausrichtung des Lautertal-Limes
("Sibyllenspur"), dürfte sich auch zur
Bewässerung des nördlichen Limes-Grabens
besonders geeignet haben, ähnlich wie bei
den Belagerungsmaßnahmen um Alesia in
Gallien, wo Wassergräben in Verbindung mit
Stachelwällen als Annäherungshindernis
eingesetzt worden waren. Wenn man
unterstellt, dass die Lauter zur Zeit der
römischen Eroberung in mehreren Läufen durch
das Tal floss, dann wäre eine Bewässerung
des Nordgrabens durch einen Ostlauf der
Lauter beim Kleinkastell denkbar. Eine
Ausleitung im Nordwesten wäre in den
Westlauf möglich gewesen, der in etwa dem
heutigen Lauter-Bett entsprach. Diese
Annahme gründet auf der Geländeform, die, in
ihrer Darstellung mit Höhenlinien, eine
Anzahl von Einbuchtungen aufweist, die
wahrscheinlich Geländeabtragungen durch
Wasserkraft sind. Siehe Skizze "Gelände mit
Flussläufen" und gleich darunter die Skizze
"Limes mit Wassergraben".
Gelände
mit Flussläufen
Römischer
Limes Alb - Lauter
Durch
die Staffelung von Erdwall (mit
Dornengestrüpp, Astwerk, Wurzelholz etc.),
Wassergraben, weiterem Hindernis (Gestrüpp),
Graben mit Fußangeln und schließlich den
übermannshohen Palisaden, wäre
höchstwahrscheinlich eine Abriegelung
möglich gewesen, die in der Anfangsphase der
römischen Eroberung einen ausreichenden und
dauerhaften Schutz geboten hätte. Der
Standort des Kleinkastells am Ortsrand des
Lautertales könnte eventuell auch mit der
Bewässerung des nördlichen Außengrabens
zusammenhängen. Die Zeitrahmen für die
Nutzung dieses Limesabschnitts dürfte
zwischen ca. 85 n. Chr. bis ca. 155 n. Chr.
zu suchen sein.
Limes
mit Wassergraben
Römischer
Limes Alb - Lauter
Unter
Domitian (81 - 96 n. Chr.) stießen römische
Truppen, vom Donau-Limes ausgehend, bei
ihrem Eroberungszug weiter auf keltischem
Gebiet vor. Hierbei dürfte ab 85 n. Chr. der
Alb - Voralb - Lauter - Limes entstanden
sein, der zusammen mit dem Neckar-Limes das
besetzte Gebiet nach Nordosten abgegrenzt
hat. (Holz-Erde-Bauweise für Grenzbau und
Kastelle).
Laut
Fachliteratur wird der Umbau des Kastells
Grinario (Köngen) von der Holz-Erde-Version
in die Stein-Ausführung zwischen 110 und 120
n. Chr. (Ära Trajan und Hadrian) datiert.
Für das Kleinkastell an der "Sibyllenspur"
gilt, durch die Keramikfunde, die Zeit um
120 - 130 n. Chr. (Regierungszeit Hadrians)
als belegt. Somit war zu dieser Zeit der
Lautertal-Limes in Funktion.
Unter
Antoninus Pius (138 - 161 n. Chr.) erfolgt
der letzte Vorstoß, erneut nach Nordosten.
Die Besatzung des Neckar-Kastells Grinario
(Köngen) wurde (gemäß Fachliteratur) um 150
bzw. 160 n. Chr. in den Raum Lorch, an die
äußerste Grenzlinie verlegt. Der Vicus
Grinario, an der Straßenkreuzung, einerseits
Fernstraße Windisch - Rottweil - Rottenburg
- Köngen - Cannstatt, sowie anderseits
Köngen - Urspring, florierte nach Abzug des
Militärs als Zivilsiedlung (u.a.
Wechselstation für Pferde) weiter.
Der
hier dargestellte Limes-Abschnitt dürfte
somit ca. 70 bis 80 Jahre militärisch
genutzt worden sein. Die Straße von Grinario
(Köngen) nach Ad Lunum (Urspring) wurde
möglicherweise hinter dem Lauter-Limes
(zwischen Wendlingen und Kirchheim-Teck) auf
sicherer Höhe, fern vom Feuchtgebiet,
südlich der Palisaden, geführt.
Denkmalschutz-Hinweis:
Die mehr als fragwürdige ICE-Trasse mit
ihrem gewaltigen Landschaftsverbrauch wird
auch den ehemaligen Limes berühren. Bei den
Bauarbeiten empfiehlt sich eine erhöhte
Aufmerksamkeit für die Spuren des römischen
Palisaden-Verlaufs und benachbarter Gebäude.
Vielen
Dank für Ihr Interesse!
( Oesterle / Weber
Dezember 2008 )
Römischer
Limes
-
Alb
Lauter
Fortsetzung,
neue
Ergänzung
südlicher Teil
06. Mai 2011
Übersichtskarte
oben mit Limesverlauf
Donnstetten
- Diepoldsburg
Die Erfassung des
nördliche Teils des Alb
- Lauter - Limes war die
selbst gestellte Aufgabe
anno 2008. Es fehlte
noch der Anschluss nach
Süden bis zum Kastell
bei Donnstetten, der
hiermit dargestellt
wird.
Beim
Betrachten einer
Luftaufnahme des
Geländes südlich von
Donnstetten fiel eine
längliche Verfärbung in
Nord-West/Süd-Ost-Ausrichtung
auf, die spontan als
Limes gedeutet wurde.
Eine
Winkelruten-Überprüfung
im Gewann
"Hühnerschüssel"
erbrachte das typische
Graben-System, das von
der "Sibyllenspur", dem
Limesverlauf zwischen
Dettingen-Teck und Owen
bekannt ist. Ein
schmaler Graben für die
Palisade und davor in
größeren Abständen die
beiden breiteren Gräben
als
Annäherungshindernis.
Aufbauend auf den
Forschungen des
Kirchheimer Architekten
Eugen Schweitzer über
das römische
Vermessungswesen, gingen
wir von einer
Großraum-Vermessungsachse
aus und fluchteten den
sondierten Verlauf aus
der "Hühnerschüssel"
heraus auf der Grundlage
einer Flurkarte im
Maßstab 1: 10 000 nach
Norden.
An den
Kreuzungspunkten dieser
Achse mit zugänglichen
Wegen und Straßen wurde
sondiert
(Kreis-Markierungen in
den Plänen). Bis zur L
1212, nördlich von
Schopfloch, konnte das
Graben-System erfasst
werden. Da der
Limesverlauf ab dem
"Sattelbogen", zwischen
Rauber und Teck, bekannt
war, galt es den
Anschluss zu finden,
unter Berücksichtigung
des Geländes, das wie
z.B. bei Steilhängen,
ohne großen baulichen
Aufwand zur Abwehr
geeignet war. So auch
beim Hochmoor, der
heutigen "Torfgrube".
Ein Schwenk im
Limesverlauf war zu
erwarten, genauso wie
die Bauliche Antwort, in
Form eines Torbaus.
Südlich vom Moor verlief
der Limes wieder
ziemlich geradlinig zum
Gehöft Diepoldsburg.
Unterhalb des Raubers,
auf dessen Ostseite,
folgte die Palisade dem
Gelände bis zur
Steilkante der
Rauberweide. Die
Vorteile eines möglichst
geradlinigen
Limesverlaufs liegen,
neben dem geometrischen
Aspekt, in der
Materialersparnis und
dem Arbeitsaufwand beim
Palisadenbau, in der
Übersichtlichkeit und in
der Kürze der Kontroll-
und Meldewege.
In der Nähe des
Limes, beim
Harpprechtshaus, wurden
auf beiden Seiten der
Straße Gebäude
festgestellt, die aber
nicht aufgenommen
wurden. Hier lässt sich
eine Straßenstation oder
Ähnliches vermuten, im
Zusammenhang mit den
Albaufstiegen im Osten.
Beim Ski-Lift, an
der K 1247, wurde wieder
das bekannte
Grabensystem erfasst und
ein Gebäude neben der
Straße, in dessen Nähe
Eisenklumpen und
Ziegelbruchstücke
gefunden wurden.
Karte
oben -
Torfgrube
1:5000
Nach Querung der
L 1212, südöstlich vom
Hoffmeisterhaus, im
Bereich des
Limes-Schwenks, wurde
ein Torbau mit 2
Durchgängen
unterschiedlicher Breite
sondiert, dessen
Fundamentgräben auf eine
mindestens 2-geschossige
Bauweise schließen
lassen, wobei 2
Wachgeschosse angenommen
werden können. Aufgrund
der relativ aufwendigen
Satteldach- Konstruktion
bei einem
Trapez-Grundriss, dürfte
das 2. Wach- und
Fernblick-Geschoß
gleichzeitig als
Flachdach und
Witterungsschutz für das
1. Geschoß genutzt
worden sein. Eine
Sichtkontrolle zum
Albaufstieg beim
Randecker Maar war
möglich.
Dieser Torbau
diente auch als Betonung
und bauliche Verstärkung
des Knickpunktes beim
Limesschwenk zur Diepoldsburg. Das Moor,
im nördlichen Feingebiet
wirkte als weiteres
Annäherungshindernis.
Karte oben -
Diepoldsburg
1:5000
Östlich vom
Gehöft Diepoldsburg,
auf einer kleinen
Erhebung namens "Braike",
wurden 4
Baustrukturen
festgestellt, die
auch als Teile
zweier Langbauten
gedeutet werden
können, die wiederum
von einer Palisade
mit 4 Zugängen
umfasst waren.
Gerhard
Feller
beim
Vermessen
vom
ehemaligen
Gebäudekomplex
der
Diepoldsburg
Eine Deutung
als Kleinkastell,
östlich des
trigonometrischen
Bodenpunktes (804 m
ü. NN), scheint
nahe liegend, da von
dort oben aus gute
Sichtbezüge zum
Neuffen, zur "Baßgeige",
zum "Gelben Felsen"
und zur Burg Teck
gegeben sind, wobei
letztere als Melde-
und
Beobachtungsstation
dieses mögliche
Kleinkastell oben
auf der Hochfläche
mit dem bekannten
Kleinkastell neben
der "Sibyllenspur",
unten im Tal,
signalisierend
verbinden konnte.
Die damalige
Stationierung einer
kleinen
Reitereinheit ist
denkbar. Die
Darstellung der
Grundrisse in 1 :
200 mit ihrer
konsequenten
Rechtwinkligkeit ist
etwas idealisiert,
da relativ geringe
Verschiebungen
festgestellt werden
mussten.
Östlich der "Braike"
konnten weitere
Gebäude sondiert
werden, die an eine
Raster- Bebauung
erinnern, wie sie
für griechische und
römische
Kolonialsiedlungen
typisch ist.
Gebäudegruppe
A
Gebäudegruppe
B
Nördlich
der "Braike"
wurden mit der
Gruppe A, neben
der Straße K
1253, 3 Gebäude
erfasst, die
vielleicht als
Straßenstation
nahe beim
Albaufstieg über
den
"Sattelbogen"
oder als
Gasthaus mit
Schankraum im EG
und Gästezimmern
im OG zu deuten
sind, zumal
bekanntlich
heutige Straßen
öfters auf
bewährten
keltischen und
römischen
Trassen geführt
werden.
Die
Gebäudegruppe B,
neben dem
Feldweg zur "Braike"
könnte als
Lagergebäude
gesehen werden.
Die 3
oben genannten
Bebauungen
dürften
vorrangig
ziviler Nutzung
zuzuordnen sein,
die spätestens
nach Abzug der
Truppen nach
Norden, um
150-160 n. Chr.,
verstärkt wurde.
Einige der
sondierten
Gebäude sind je
nach Maßstab als
Punkte oder
Rechtecke in den
Plänen
eingetragen.
Zwischen
Sattelbogen und
Torfmoor ist mit
weiteren Bauten
zu rechnen.
Mit dem
Alb-Lauter-Limes
vom Kastell bei
Donnstetten zum
Kastell bei
Köngen konnte
das Feindgebiet
zwischen
Alb-Limes und
Neckar-Limes
abgeriegelt und
für die römische
Ausbeutung
gesichert
werden.
Oesterle /
Weber April 2011
Danksagung!
Wir
Bedanken
uns für
die
Unterstützung
durch:
Herrn
Gerhard
Feller
(Planunterlagen)
Ochsenwang
Herrn
Frank
Mayer
(Luftbild)
Kirchheim/Teck
Herrn
Wolfgang
Graf
(EDV)
Wendlingen
am
Neckar
Herrn
Markus
Ochs
(Infos)
Raidwangen
Kenntnisgaben
an das
Landesdenkmalamt
bzw.
Regierungspräsidium
Stuttgart,
Denkmalwesen
Oktober
2006
Römische
Besiedlung,
Villa
rustica
etc.
Mai
2007
Römisches
Siedlungsgebiet
Juli
2007
Verkehrsanbíndung
an
das
Tiefenbachtal
Nach
jedem
Bearbeitungsabschnitt
wird die
Fachbehörde
umgehend
informiert,
desgleichen die
betroffenen
Kommunalverwaltungen.
Die
aktuelle
Kenntnisgabe
beim
Landesdenkmalamt
erfolgte im
April 2011.
Kultur
-
Bringer
Rom?
Fasziniert
vom Können der
Römer als
Organisatoren
und Techniker
wird heute gerne
die
Schattenseite
der römischen
Gesellschaft
übersehen. Das
Eroberungs-,
Ausbeutungs- und
Versklavungsprinzip
gehörte zu den
Fundamenten des
römischen
Staates.
Ausrottung und
Raubbau in den
besetzten
Gebieten - je
nach Lage und
Bedarf.
Beispiel
Sklaverei: Elend
und Tod beim
Fang. Gnadenlose
Ausbeutung und
lebenslängliche
Angst vor
Willkür und
Grausamkeit der
Besitzer.
Missbrauch der
lebenslänglich
Unfreien auf
allen Ebenen und
Winkeln der
Gesellschaft.
Von der
bewirtschafteten
Dauervergewaltigung
in Bordellen bis
zum
aufgezwungenen
Horror und der
Todesgefahr in
den Arenen mit
den Quälereien
von Mensch und
Tier.
Die
Grausamkeit der
Römer herrschte
nicht "nur" bei
der
Sklavenhaltung,
Grausamkeit auch
bei der
Umsetzung
geltenden
Rechts.
Römische
Barbarei zeigt
sich selbst in
merkantilen
Details.
Massenwaren
belegen die
Verrohrung.
Tonschüsseln
wurden nicht nur
mit Göttern oder
Blumengerank
verziert, auch
Bestialitäten
prägen das
Erscheinungsbild.
(siehe
Zeichnung)
"Ad Bestias",
ein
Hinrichtungsverfahren
des römischen
Rechts, findet
sich auf
Schüsseln als
Relief. Bei
dieser auch
tierquälerischen
Hinrichtung
wurde ein
festgezurrter
Verurteilter
durch ein
ausgehungertes
Tier, häufig
Löwe oder Bär,
langsam
zerfetzt, mitten
in der Arena,
während der
Mittagspause,
ein weiterer
Teil der
Unterhaltung,
vor der zweiten
Halbzeit mit den
blutigen
Schaukämpfen der
Gladiatoren, dem
Höhepunkt des
Tagesprogramms.
Das
räuberische
römische Reich,
die frühe Form
einer Industrie
- und Konsum -
Gesellschaft,
wurde bei seiner
Ausbreitung nach
Osten, anno 9
und 16n. Chr.
von den Germanen
endgültig
gestoppt.
Vielen
Dank für Ihr
Interesse!
Jochen Weber - April
2011